Marek Edelman nimmt als Kommandeur am Warschauer Ghettoaufstand teil und beteiligt sich 1944 am Warschauer Aufstand. Er bleibt nach dem Krieg in Polen und leidet unter Repressionen des kommunistischen Regimes. 1998 erhält er den Weißen Adlerorden.
Marek Edelman, 1921 in Warschau geboren, gehört bereits als zwanzigjähiger der „Zukunft“, einer Jugendgruppe der jüdisch-sozialistischen Partei "Bund" an, die sich am Widerstand im Untergrund gegen die nationalsozialistischen Besatzer beteiligt. Daneben schließt er sich im November 1942 der Zydowska Orgnizacja Bojowa (ZOB) an und vertritt schon bald den
"Bund" bei der Führung der Widerstandsorganisation. Am 19. April 1943 gibt er gemeinsam mit vier Gleichaltrigen, darunter der Kommandeur des Aufstandes, Mordechaj Anjelewicz, das Signal zum Aufstand. Er ist zunächst für das Gebiet rund um die Bürstenfabrik im Ghetto zuständig. Nach dem Rückzug der ZOB
schließt er sich der letzten Kampfgruppe an, die im ZOB-Hauptquartier unter dem Kommando Mordechaj Anjelewicz in der Mila-Straße 18 aushält. Am 10. Mai gelingt ihm die Flucht durch die Kanalisation und Edelmann landet auf der „arischen“ Seite Warschaus. Hier beteiligt er sich im August 1944 innerhalb der ZOB-Kompanie am Warschauer Aufstand.
Nach dem Ende des Krieges bleibt er in Warschau, studiert Medizin und wird erfolgreicher Kardiologe in Lodz. Als Auszeichnung erhält er die Ehrendoktorwürde der Universität in Yale und der Universität Libre in Brüssel. Aufgrund seines oppositionellen Denkens wird er mehrmals aus dem Dienst entlassen und von der kommunistischen Regierung diskriminiert. 1968 wird seine Habilitationsschrift abgelehnt. Seit Mitte der 70er Jahre ist er in der Opposition tätig und arbeitet mit dem Komitee für die Verteidigung der Arbeiter zusammen. Im Jahr 1980 tritt er der Genossenschaft Solidarnosc bei und wird Mitglied des Vorstandes Lodzer Region. Wie so viele seiner Genossen wird er in der Zeit des Kriegszustandes interniert. Auch nach dem Sturz der Volksrepublik ist er weiterhin politisch aktiv. Eine späte Ehrung erfährt durch die Verleihung des Weißen Adlerordens, der höchsten polnischen Auszeichnung, die er anläßlich des 55. Jahrestages des Warschauer Ghettoaufstandes am 17. April 1998 von
Präsident Aleksander Kwasniewski entgegennimmt. Marek Edelman hat lange Jahre über seine Erlebnisse geschwiegen. Erst dreißig Jahre nach dem Ende des Krieges und dem Untergang des Warschauer Ghettos bricht er sein Schweigen und berichtet der polnischen Journalistin und Schriftstellerin Hanna Krall seine
Lebensgeschichte. Diese erscheint 1977 unter dem polnischen Titel „Zdazyc przed Panem Bogiem“ (Schneller als der liebe Gott) und wird zwei Jahre später mit dem Titel „Dem Gott zuvorkommen“ in Deutschland veröffentlicht. Darin wird die unkonventionelle Sichtweise des Überlebenden auf den Aufstand im Warschauer Ghetto deutlich, die ihn zu einer umstrittenen Person bei Zeitzeugen und Historikern macht. Bis in die Gegenwart ist Marek Edelman ein kritischer Zeitzeuge geblieben. Anläßlich des Kosovo-Krieges richtet er einen Appell an die „Regierenden der freien Welt“ und äußert wiederholt seinen Zweifel an den Lehren, die Europa aus den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges gezogen hat.