Alfons Nossol stammt aus Oberschlesien und ging erst in eine deutsche, nach 1945 dann in eine polnische Schule. Er wurde Priester und knüpfte früh Kontakte zu protestantischen Theologen in Deutschland. Mit der Ökumene ging sein Engagement für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen einher.
Alfons Nossol wurde 1932 in Broschütz (Brozec) in Oberschlesien als Sohn eines Kleinbauern geboren. In Oberschlesien sind die Grenzen zwischen den Nationalitäten häufig unschärfer sind als in anderen Gegenden mit gemischter Bevölkerung. Er wuchs in einer deutschsprachigen Umgebung auf und besuchte zunächst eine deutsche Grundschule, bis er nach 1945 auf polnisch unterrichtet wurde.
Er trat in das Priesterseminar in Neiße ein und wurde 1957 zum Priester geweiht. Bis 1977, als seine Ernennung zum Bischof von Oppeln (Opole) erfolgte, hatte er einen Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholischen Universität Lublin inne. Schon während seines Studiums entwickelte Nossol rege Kontakte zu protestantischen Theologen, besonders aus Deutschland,
woraufhin ihn die polnische Bischofskonferenz zum bisher jüngsten Vorsitzenden der Ökumenekommission ernannte. Ausgehend vom Universalismus des christlichen Glaubens betont er die Zweitrangigkeit der Nationalität nach der Humanität im christlichen Sinne, ohne den Wert der Nationen in ihrer Vielfalt anzuzweifeln. In der in einem ökumenischen Geist vorangetriebenen
‚Reevangelisierung‘ (‚Evangelisierung‘ ist das Motto des Pontifikats Johannes Pauls II.) sieht er die Grundlage eines in der Zukunft zusammenwachsenden Europas.
Neben seinem Engagement für die Verständigung zwischen den Konfessionen lag dem zweisprachig aufgewachsenen Nossol, der sich sowohl über polnische als auch über deutsche Elemente definiert, die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen besonders am Herzen. Bereits 1988 lud er Helmut Kohl zu einem privaten Gottesdienst auf dem Annaberg ein. Im folgenden Jahr zelebrierte er in Anwesenheit Kohls und des polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki eine Messe auf dem Moltke-Gut Kreisau.
1991 sorgte er für Aufsehen, als er offen das berüchtigte Lager Lamsdorf ansprach, in dem zahlreiche Deutsche mißhandelt wurden und ums Leben kamen. Die Vertreibung bezeichnete er als „Raub der Heimat“: „Die einen wie die anderen erlitten Unrecht, denn sie mußten ihre geliebte Heimat
verlassen“. Er betonte nicht zuletzt die Notwendigkeit einer Aussöhnung der polnischen Mehrheit mit der deutschen Minderheit für einfriedliches Mitteleuropa. Papst Johannes Paul II. hat mit der Ernennung Nossols zum Titularerzbischof ein klares Zeichen für dessen Versöhnungspolitik gesetzt.