Adolf Eichmann, der unauffällige Bürokrat der Aussiedlung, Deportation und Vernichtung wurde erst durch seinen Prozess in Jerusalem prominent. Er war nicht nur der einfache Befehlsempfänger, als der er sich gern sah und deshalb sein Todesurteil als ungerecht empfand.
Adolf (Karl) Eichmann wächst zunächt in Solingen, dann in dem "herrlich gemütlichen Städtchen Linz" in Österreich auf, wohin die Familie 1914 übersiedelt. Anders als die Geschwister, wird er vom Vater, der in leitender Stellung bei der Linzer Tramweg- und Elektrizitätsgesellschaft tätig ist, mit besonderer Härte erzogen, obwohl nach eigener
Einschätzung als Kind "leicht lenkbar und folgsam". Er entwickelt früh eine desinteressierte, mechanische Gehorsamkeit, die nicht unfreundlich ist, ihn aber als Erwachsener daran hindern wird, Verantwortung zu übernehmen. Der junge Mann verläßt die "Höhere Bundeslehranstalt für Elektrotechnik, Maschinenbau und Hochbau" in Linz 1921 ohne Abschluß, um dann bis 1932 als Arbeiter in der Untersberger Bergbaugesellschaft seines Vaters, als Verkäufer beim "Oberösterreichischen Elektrobau" und als Vertreter der "Vacuum Oil Company" in Wien zu jobben. Er macht sich keine "großen Gedanken und Probleme" um die Zukunft. 1932 von Geschäftsfreunden seines Vaters, dem Gauleiter Andreas Boleck und dem SS-Oberscharführer Ernst Kaltenbrunner dazu aufgefordert, tritt er der NSDAP und der SS bei. Die beiden "alten Bekannten" werden nun seine Vorgesetzten, die ihn zu einer militärischen Ausbildung über die Grenze nach Bayern schicken. Er führt ein ruhiges Leben und
"so ging es dann bis zum September 1934 dahin", bis Eichmann sich mit falschen Vorstellungen für einen Job im Sicherheitsdienst (SD) bewirbt – und ihn bekommt. Der Reinhard Heydrich unterstellte Nachrichtendienst SD sammelt in Berlin Informationen über politische Gegner und alle, die es werden könnten. Eichmanns Aufgabe ist das "Einordnen der Karteikarten nach dem Alphabet". Anfang 1935 wird er innerhalb des SD-Hauptamtes als "Sachbearbeiter" in die erst im Aufbau befindliche Abteilung "Referat Juden" versetzt. Bis 1938 ist seine Aufgabe, Bücher wie "Der Judenstaat" von Adolf Böhm für die "SS-Leithefte" zu exzerpieren und bei SS-Fortbildungskursen gelegentlich Referate über Themen wie die "Zionistische Weltorganisation, deren Auftrag und Wollen" zu halten. 1937 spendiert ihm die Abteilung eine Reise, um "die zionistische Arbeit in Palästina durch Besichtigungen persönlich kennen zu lernen", doch erhält er keine Einreisegenehmigung und die Tour
geht über Haifa, Alexandria und Kairo zurück nach Berlin. Bis zum Anschluß Österreichs im März 1938 ist er wieder Karteikraft, dann wird er zum SD-Oberabschnitt "Donau" in Wien versetzt, um das Referat "Judentum" zu übernehmen. Eichmann wird nun aktiv und organsiert die "forcierte Auswanderung". Er richtet in Wien eine "Zentralstelle" ein, die für die Vereinheitlichung und Beschleunigung der Behördenabläufe zuständig ist. Im März 1939 wird Eichmann nach Prag versetzt, um dort die "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" aufzubauen. Daß mit Ausbruch des Krieges die Auswanderungen stark abnehmen, bedeutet für Eichmann einen gewissen Karriereknick. Noch träumt er davon, die Juden ins Generalgouvernement nach Polen oder auf die französische Insel Madagaskar auszusiedeln. Pläne, die angesichts seiner untergeordneten Stellung keinerlei Relevanz haben. Der folgenden Radikalisierung zur Deportation und Vernichtung stellt er sich unwidersprochen zur Verfügung. Nachdem ihm
im Sommer 1941 von Heydrich die beschlossene "Endlösung der Judenfrage" mitgeteilt worden ist, wird er zur Besichtigung der zur Anwendung kommenden Methoden in verschiedene Vernichtungslager geschickt. An der "Wannsee-Konferenz" im Januar 1942, bei der die Zusammenarbeit der beteiligten Stellen europaweit koordiniert wird, nimmt er als Protokollant teil. Seine Aufgabe bleibt, die Transporte verwaltungstechnisch zu organisieren, ohne selbst daran beteiligt zu sein, bis er im März 1944 beauftragt wird, als Führer eines Sonderkommandos in Budapest die Deportation ungarischer Juden nach Auschwitz durchzuführen. Das Kriegsende erlebt Eichmann in Österreich, wohin er sich abgesetzt hat. 1946 flüchtet er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft und lebt unerkannt als Holzarbeiter in Lüneburg. 1950 emigriert er nach Argentinien, von wo er im Mai 1960 vom israelischen Geheimdienst entführt, vor Gericht gestellt und 1962 zum Tode verurteilt wird.