Abgesehen von finanziellen Problemen [...] bestand die Hauptschwierigkeit in der Unzahl von Papieren, die jeder Emigrant zusammenbekommen mußte, ehe er das Land verlassen konnte. Jedes dieser Papiere war nur für begrenzte Zeit gültig, so daß die Gültigkeit des ersten meistens abgelaufen war, ehe er in den Besitz des letzten gelangen konnte. Eichmann ließ sich alles erklären, bis er begriffen hatte, wie die ganze Angelegenheit funktionierte oder vielmehr weshalb sie nicht funktionierte: "Ich ging mit mir zu Rate, und noch am selben Nachmittag hatte ich die Idee geboren, von der ich glaubte, daß es wiederum beiden Stellen recht wäre. Und zwar stellte ich mir ein laufendes Band vor, vorne kommt das erste Dokument drauf und die anderen Papiere, und rückwärts müßte dann der Reisepaß abfallen." Das ließ sich verwirklichen, wenn alle in Frage kommenden Beamten und Funktionäre - das Finanzministerium, die Leute von der Einkommensteuer, die Polizei, die jüdische Gemeinde etc. - unter demselben Dach untergebracht würden und gezwungen wären, ihre Arbeit an Ort und Stelle in Gegenwart des Antragstellers zu erledigen. Der brauchte dann nicht mehr von Büro zu Büro zu rennen, und ein Teil der demütigenden Schikanen und Bestechungsgelder würde ihm wahrscheinlich auch erspart. Als alles bereit war und das laufende Band auf vollen Touren lief, beeilte sich Eichmann, die jüdischen Funktionäre aus Berlin zur Besichtigung "einzuladen". Sie waren entgeistert: "...es ist wie ein automatisch laufender Betrieb, wie eine Mühle, in der Getreide zu Mehl zermahlen wird und die mit einer Bäckerei gekoppelt ist. Auf der einen Seite kommt der Jude herein, der noch etwas besitzt, einen Laden oder eine Fabrik oder ein Bankkonto. Nun geht er durch das ganze Gebäude, von Schalter zu Schalter, von Büro zu Büro, und wenn er auf der anderen Seite herauskommt, ist er aller Rechte beraubt, besitzt keinen Pfennig, dafür aber einen Paß, auf dem steht: "Sie haben binnen 14 Tagen das Land zu verlassen, sonst kommen Sie ins Konzentrationslager.""