Wladyslaw Bartoszewski, Politiker

Karriere
geboren19.2.1922 in Warschau

Bartoszewski gehört zu den Mitbegründern der Polnischen Hilfsorganisation für Juden und nimmt 1944 am Warschauer Aufstand teil. Er hat sich in besonderer Weise für die polnisch-deutschen und polnisch-jüdischen Beziehungen eingesetzt.

Wladyslaw Bartoszewski wird am 19. Februar 1922 in Warschau geboren. Nach dem Abitur 1939 wird er Sanitätshelfer, jedoch bereits im folgenden Jahr bei einer SS-Razzia festgenommen und für ein halbes Jahr ins Konzentrationslager Auschwitz verbracht. VideoNach diesen Erfahrungen des Lagers entschließt sich Bartoszewski zum Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Er wird Mitglied der Heimatarmee (Armia Krajowa) und der Untergrundorganisation junger Katholiken,

Wladyslaw Bartoszewski
Vollbild mit Infos
Wladyslaw Bartoszewski

Deutsche-und-polen.de bietet mit fast 400 Videos und 500 Textstatements einen bilderreichen und informativen Streifzug durch 1000 Jahre wechselvoller deutsch-polnischer Nachbarschaft.

Videoder Odrodzenia Polski. Im September 1942 beteiligt er sich an der Gründung eines provisorischen Ausschusses, aus dem der „Hilfsrat für Video Juden“ mit dem Decknamen Zegota hervorgeht, dem zwischen 1.500 bis 4.000 Menschen ihr Leben zu verdanken haben. Bartoszewski ist im

Vollbild mit Infos
Auf den Warschauer Straßen werden Barrikaden errichtet.
Warschauer Aufstand

Untergrund aktiv und übermittelt Informationen über den nationalsozialisitschen Terror und die Situation der Juden an die polnische Exilregierung in London. Zitat Er kämpft 1944 im Warschauer Aufstand.
Nach dem Ende des Krieges arbeitet Wladyslaw Bartoszewski als Journalist in Warschau und ist bis 1946 Mitarbeiter der Untersuchungskommission für NS-Verbrechen in Polen. Als Mitglied der einzigen oppositionellen Tageszeitung im Nachkriegspolen wird er von 1946 bis 1948 wegen angeblicher Spionage in Haft genommen und von 1949 bis 1954 erneut von den kommunistischen Behörden inhaftiert. Nach der endgültigen Entlassung arbeitet Bartoszewski wiederum als Journalist und reist 1965 auf einer Studienreise erstmalig nach Deutschland. In den folgenden Jahren wird er zu einer der Führungsfiguren der oppositionellen polnischen Intelligenz. Von 1972 bis 1982 ist er gewählter Generalsekretär des polnischen PEN, danach Gastprofessor für polnische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Lublin. Sein demokratisches Engagement und die Mitgliedschaft in

der freien Gewerkschaft „Solidarnosc“ (Solidarität) bringen ihn am 13. Dezember 1981 erneut in Haft, die auf Fürsprache eines jüdischen KP-Funktionärs im April 1982 aufgehoben wird. VideoIn den folgenden Jahren ist er an verschiedenen Universitäten in Deutschland tätig und lehrt als Gastprofessor in München, Eichstätt und Augsburg.
1990 wird Bartoszewski Botschafter in Wien, fünf Jahre darauf beruft ihn Präsident Lech Walesa zum Außenminister in der Regierung Oleksy. Der bekannte Fürsprecher für Versöhnung und europäische Integration soll Polen wirkungsvoll repräsentieren und die Außenpolitik des Landes berechenbarer machen. Am 28. April jenes Jahres hält er eine vielbeachtete Rede vor dem Bundestag im Rahmen einer Feierstunde zum 50. Jahrestag des Kriegsendes; überhaupt ist er der erste polnische Politiker, der vor einem deutschen Parlament spricht.Zitat
Bereits nach neun Monaten endete Bartoszewskis Amtszeit mit der Niederlage Lech Walesas in der Präsidentenwahl vom November 1995.
Bartoszewski wird 1997 zum Mitglied des

Senats, des polnischen Oberhauses, gewählt und übernimmt den Vorsitz des außenpolitischen Ausschusses. Vier Jahre später übernimmt er nochmals von Juni bis Oktober vorübergehend das Amt des Außenministers. Er betreibt mit Überzeugung den Beitritt seines Landes zur EU, lehnt jedoch die Abgabe von zu viel Souveränität an Brüssel ab. Der von Deutschland geforderten siebenjährigen Übergangsfrist, in der die Freizügigkeit polnischer Arbeitnehmer beschränkt bleibt, stellt er sich ebenfalls entgegen.
Im Sommer 2003 schaltet sich Bartoszewski in den Streit um das „Zentrum gegen Vertreibungen“ ein. Er äußert seine entschiedene Ablehnung gegen ein Zentrums, an dem der Bund der Vertriebenen beteiligt und dessen Sitz Berlin wäre, da es einer „gegen Polen gerichteten selektiven Erinnerungskultur“ den Weg weise. Polemisch erklärt er die Einrichtung eines Museums über die deutschen Verbrechen an Polen während der letzten 200 Jahre für eine adäquate Reaktion auf das Zentrumsprojekt. Eine Lösung für das „Zentrum gegen Vertreibungen“ steht noch aus.

Wladyslaw Bartoszewski hat sich im Verlauf des Krieges und während der Nachkriegszeit in besonderem Maße für die Beziehungen zwischen Juden und Polen, aber auch zwischen Deutschland und Polen eingesetzt. ZitatDafür wurde er unter anderem 1986 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Zitatverliehen. Bereits 1963 nahm ihn die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem in den Kreis der „Gerechten unter den Völkern“ auf. Zitat

Vollbild mit Infos
"Das deutsche trojanische Pferd"
Streit um das Zentrum gegen Vertreibungen
Januar 1945    Mai 1945    17.7.1945    Herbst 1945    1952    1955    1958    18.11.1965    28.9.1969    1969    7.12.1970    1972    16.10.1978    1980    1981    12.11.1989    5.7.2002    13.12.2002    30.1.2003    31.5.2003    6.6.2003    8.6.2003    14.7.2003    13.12.2003    1.5.2004    13.6.2004    18.6.2004    1.8.2004    10.10.2004