Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Eltern von Frau Stefanski nach Dortmund.
1870 kamen die ersten arbeitssuchenden Polen ins Ruhrgebiet. Zehntausende Zuwanderer hoben in manchen Städten den polnischen Bevölkerungsanteil auf 50 Prozent. Unter dem Einfluß polnischer Priester entwickelten die Ruhrpolen ein polnisches Nationalgefühl, das sie besonders durch ihren Zusammenhalt im religiösen Bereich und in Vereinen bewahrten. Ihr Beharrungsvermögen wurde durch die Feindseligkeit der preußischen Behörden während des Kulturkampfs eher noch verstärkt. Daß es dennoch Assimilationstendenzen gab, zeigen die Namensänderungen, durch die Ruhrpolen ihr Herkunft verschleierten.
Frau Stefanskis Vater, der in Berlin geboren war und dann bei Verwandten in der Provinz Posen gelebt hatte, kam 1909 ins Ruhrgebiet. Mit 18 Jahren begann er im Dortmunder Bergbau und stieg bis zum Meisterhauer auf. Außerdem lernte er in Dortmund Frau Stefanskis Mutter kennen, die aus der Provinz Posen stammte und im Ruhrgebiet Verwandte besuchte.
Frau Stefanski, eine Ruhrpolin der zweiten Generation, fühlt sich nach wie vor als Polin, doch auch als Westfälin und Dortmunderin. Bis heute sind die Ruhrpolen in Vereinen und Kirchengemeinden organisiert. Eine ihrer Töchter hat eine Dissertation über die Geschichte der Ruhrpolen geschrieben.