Der sozialistische Politiker überlebt die KZs Auschwitz und Mauthausen und wird als Funktionär der PPS bzw. PZPR zweimal Ministerpräsident und später Staatspräsident Polens. Er leitet von polnischer Seite die Normalisierung der Beziehungen zur BRD ein.
Jozef Cyrankiewicz wird 1935 einer der Funktionäre der PPS. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges beteiligt er sich am polnischen Widerstand und wird 1941 verhaftet. Er überlebt in den Konzentrationslagern Auschwitz und Mauthausen. Nach dem Krieg wird Cyrankiewicz zu einem der wichtigsten Mitglieder der PPS. Als deren Generalsekretär gestaltet er maßgeblich die Vereinigung der sozialistischen PPS
mit den polnischen Kommunisten (PPR), die sich im Dezember 1948 auf Geheiß Moskaus zur Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei zusammen schließen. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Jahr 1971 gehört Cyrankiewicz dem Politbüro der Partei an und wird von 1947 bis 1952 sowie von 1954 bis 1970 Ministerpräsident der Volksrepublik Polen. Es gelingt ihm, seine Position sowohl
unter stalinistischer Herrschaft als auch nach deren Ende im Jahr 1956 zu bewahren. Ebenso bleibt Jozef Cyrankiewicz nach der Berufung des gemäßigteren Wladyslaw Gomulka im Amt, der nach dem „polnischen Oktober“ 1956 neuer Staatschef wird. Eine wichtige Rolle spielt der Ministerpräsident im Prozeß der Annäherung mit der Bundesrepublik
Deutschland, zu der er im März 1955 in einer außenpolitischen Rede im polnischen Parlament eine Grundsatzerklärung abgibt.Als eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen sieht der polnische Ministerpräsident die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie durch die bundesdeutsche Regierung und ihren Kanzler Adenauer. Die Verhandlungen geraten jedoch vor allem auf deutscher Seite ins Stocken, so daß es zunächst lediglich zu Wirtschaftsverhandlungen zwischen deutschen und polnischen Regierungsvertretern kommt. Erst mit der Kanzlerschaft Willy Brandts und der von ihm geführten Ostpolitik kommt es zur^erneuten Annäherung, deren erstes Ergebnis der Normalisierungsvertrag zwischen Bonn und Warschau darstellt. Dieser Vertrag wird am 7. Dezember 1970 vom deutschen Bundeskanzler und vom polnischen Ministerpräsident Cyrankiewicz unterzeichnet. Das Jahr 1970 stellt den Höhepunkt seiner Karriere dar. Er wird Vorsitzender des polnischen Staatsrates und
damit Staatspräsident der Volksrepublik Polen. Bereits zwei Jahre später wird er jedoch aus seinem Amt entlassen und leitet fortan bis zum Jahr 1986 das Allgemeine Polnische Friedenskomitee. Er stirbt 1989.