Bundeskanzler Konrad Adenauer wählte eine am Westen orientierte Außenpolitik. Er beharrte auf dem Alleinvertretungsanspruch der BRD, was auch auf Kosten des Verhältnisses zu den osteuropäischen Staaten ging. Im Falle Polens kam noch die Nichtanerkennung der polnischen Westgrenze hinzu.
Konrad Adenauers Wahl zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland im Oktober 1949 waren heftige Diskussionen um die Grundkonzeption der westdeutschen Außenpolitik vorausgegangen. Mit Adenauer, dessen christlich-humanistisch geprägte Grundeinstellung ebenso antisozialistisch wie antiborussisch war, siegte das Prinzip der
Integration der bürgerlich-demokratischen und marktwirtschaftlichen Bundesrepublik in das demokratische Westeuropa, das eine Verteidigungsgemeinschaft mit den Vereinigten Staaten gegen die Sowjetunion bildete. Um den Preis einer auf lange Sicht vertagten Wiedervereinigung versprach sich Adenauer von dieser Politik
einerseits Sicherheit, andererseits eine möglichst rasche Wiedergewinnung von Handlungsspielraum und Gleichberechtigung. Die Wendung nach Westen entsprach auch dem Weltbild des Rheinländers Adenauer, der einmal sagte: „Östlich der Elbe beginnt die asiatische Steppe.“ Zusammen mit dieser klaren Orientierung nach Westen
beeinflußte auch Adenauers Haltung in der Deutschlandpolitik das Verhältnis zwischen der Volksrepublik Polen und der Bundesrepublik, auf deren Alleinvertretungsanspruch Union, FDP und SPD bestanden. Ebenso war die Auffassung allgemein, daß dem Potsdamer Abkommen gemäß die territoriale Gestalt Deutschlands ausschließlich in Rahmen eines Friedensvertrages mit den vier Mächten endgültig geregelt werden könne. Dennoch sah es 1956-57 dank der sich auch in Polen auswirkenden Entstalinisierung so aus, als könne eine Annäherung zwischen den beiden Staaten erreicht werden. Warschau wollte eine gewisse Emanzipation von Moskau erreichen sowie seine wirtschaftliche Lage verbessern. Bonn wollte die Geschlossenheit des Ostblocks durch eine Annäherung an die Satellitenstaaten auflockern. Doch die Regierung Adenauer entschied sich für die Sicherung des Alleinvertretungsanspruchs und gegen eine „neue Ostpolitik“. Daraufhin nahm die Propaganda in Polen ihre antideutsche Kampagne wieder auf. Adenauer, der bisher als Vertreter eines agressiven Imperialismus verunglimpft worden war, gab der Kampagne
neue Nahrung, als er sich 1958 zum Ritter des Deutschen Ordens schlagen ließ. Auf deutscher Seite achteten die Vertriebenenverbände darauf, daß niemand von der alten Linie abwich. Nichtsdestotrotz rissen die Verhandlungen nie ganz ab, und so kam es wenige Wochen vor Adenauers Rücktritt im Oktober 1963 zur Eröffnung der deutschen Handelsvertretung in Warschau.