1942 scheidet Reinefarth aus der Wehrmacht aus und beginnt eine Blitzkarriere in der SS. Im Dezember 1943 wird er Höherer SS- und Polizeiführer in Posen und ist an der Niederschlagung des Warschauer Aufstands beteiligt. Nach dem Krieg ist er Kommunal- und Landespolitiker in Schleswig-Holstein.
Heinz Reinefarth wurde 1903 in Gnesen bei Posen geboren und arbeitete als Rechtanwalt in Cottbus. 1932 tritt er erst in die NSDAP, dann in die SS ein, agitiert auf Parteiversammlungen und verteidigt SA- und SS-Schläger vor Gericht. 1939 wurde er als Feldwebel der Reserve in die Wehrmacht eingezogen, nimmt am Polen- und Frankreichfeldzug teil, wird zum Leutnant befördert. 1942 erleidet er in Rußland schwere
Erfrierungen und scheidet aus dem Dienst aus. Nun beginnt seine Blitzkarriere in der SS-Hierarchie: Er wird in den persönlichen Stab Heinrich Himmlers berufen und ist als Rechtsreferent im Hauptamt der Ordnungspolizei tätig. In Prag lernt er die nationalsozialistische Besatzungspraxis kennen, ehe er im Dezember 1943 zum Höheren SS- und Polizeiführer in Posen ernannt wird, wo er mit dem dortigen Reichsstatthalter Arthur Greiser zusammenarbeitet. Als am 1. August selben Jahres der Warschauer Aufstand
gegen das nationalsozialistische Terrorregime ausbricht, fällt die Zuständigkeit für den Aufstand als „Bandenangelegenheit“ an Heinrich Himmler, der u. a. Reinefarth mit dessen Niederschlagung beauftragt und sogleich zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei ernennt. Ihm unterstand die ‚Einsatzgruppe Reinefarth‘, in die ebenso die aus Russen bestehende SS-Brigade Kaminski wie eine weitere, aus Verbrechern bestehende SS-Einheit, die Brigade Dirlewanger, eingegliedert waren, die trotz des kaum vorstellbaren Niveaus nationalsozialistscher
Gewaltakte für ihre besondere Grausamkeit bekannt waren. Dazu kamen „reguläre“ Polizeikräfte aus dem Warthegau. Am 5. August 1944 erschossen Mitglieder der Kampfgruppe Reinefarth 15.000 Menschen im Warschauer Stadtteil Wola, dazu plünderten und vergewaltigten sie. Reinefarth hatte am Morgen dieses Tages den Befehl Hitlers und Heinrich Himmlers, alle Menschen in Warschau zu erschießen, weitergegeben. Wenig später wurden – wahrscheinlich auf Befehl des deutschen Oberbefehlshabers in Warschau, Erich von dem Bach-Zelewski – Frauen und Kinder verschont, Männer (bzw. später „nur“ Kombattanten) hingegen weiter erschossen. Die systematische Zerstörung der Stadt sowie der auf zivile Opfer keinerlei Rücksicht nehmende Einsatz schwerer Waffen wird fortgesetzt, der Aufstand brutal niedergeschlagen. Gegen Kriegsende wird Reinefarth, der bewiesen hatte, „durchgreifen“ zu können, von Hitler zum
Kommandant des zur Festung ernannten Küstrin ernannt. Trotz seiner Vergangenheit macht Reinefarth bald nach dem Krieg eine kommunal- und landespolitische Karriere. Von 1951-64 amtiert er als Bürgermeister von Westerland/Sylt, 1958-62 sitzt er für den Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) im Kieler Landtag. Mehrere Auslieferungsanträge Polens weist die Bundesrepublik zurück. Reinefarth stirbt 1979.