Übersicht über die Ereignisse von 1945-2004
1957
Bei den Sejm-Wahlen (Einheitsliste der Nationalen Front mit Auswahlmöglichkeit) erhält die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei nur 51% der Mandate, der Rest geht an die Blockparteien und an Vertreter von drei katholischen Gruppen. Das Parlament hat jedoch geringen Einfluß auf die Regierung. Reformansätze, insbesondere in der Wirtschaftspolitik, werden zurückgenommen, weil die Partei einen weiteren Machtverlust befürchtet. In der Folge verstärkt sich die Wirtschaftskrise in Polen. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung über die schlechte Versorgung und die erneute Einschränkung der individuellen Freiheiten äußerst sich in zahlreichen Protesten.
1957
Die Bundestagsfraktionen der SPD und FDP schlagen vor, diplomatische Beziehungen mit Polen aufzunehmen.
2.10.1957
Am 2. Oktober stellt der polnische Außenminister Adam Rapacki vor der XII. UNO-Vollversammlung den Plan einer kernwaffenfreien Zone in Europa vor: "Im Interesse der Sicherheit Polens und der Entspannung in Europa erklärt die Regierung der Volksrepublik Polen nach Abstimmung ihrer Initiative mit den anderen Teilnehmern des Warschauer Vertrages, daß die Volksrepublik Polen im Falle einer Zustimmung beider deutscher Staaten zur Einführung eines Verbots der Produktion und der Lagerung von atomaren und thermonuklearen Waffen auf ihren Territorien bereit ist, gleichzeitig dasselbe Verbot auf ihrem Territorium zu erlassen." Der "Rapacki-Plan" sah keinen Vertrag vor, sondern selbständige parallele Erklärungen der Teilnehmer, auf ihrem territorium keine Produktion, Lagerung und Stationierung von Kernwaffen zu dulden. Die NAO (und mit ihr die BRD) lehnen den Plan ab, die UdSSR (und mit ihr die DDR) unterstützen ihn.
1957
Im Dezember beschliessen die NATO-Mitglieder, Nuklear-Mittelstreckenraketen in Westeuropa aufzustellen. Die deutsch-deutsche Grenze wird zur Demaraktionslinie zwischen Ost und West. In der Folge entwickeln sich beide deutsche Staaten zu riesigen atomaren Waffenlagern.
14.2.1958
Am 14. Februar legt der polnische Außenminister Adam Rapacki eine zweite, verbesserte Fassung seines Plans zur Schaffung einer kernwaffenfreien Zone in Europa vor, in dem die Fragen der Organisation und Kontrolle präszisiert werden.
4.11.1958
Am 4. November stellt Adam Rapacki die dritte Fassung seines Plans zur Schaffung einer kenrwaffenfreien europäischen Zone vor. Er schlägt vor, "die Verwirklichung unseres Plans in zwei Etappen einzuteilen: in der ersten Etappe würde ein Produktionsverbot für Atomwaffen auf dem Territorium Polens, der Tschechoslowakei, der DDR und der BRD ausgesprochen sowie die Verpflichtung übernommen werden, auf die Ausrüstung derjenigen Armeen mit Kernwaffen und dazugehörigen Einrichtungen zu verzichten, die sie gegenwärtig nicht besitzen. Zugleich würden entsprechende Kontrollmaßnahmen eingeführt werden. Dies wäre also ein Einfrieren der Atomrüstung in der von uns vorgeschlagenen Zone."
1958
Die NATO (und mit ihr die BRD) bleiben bei ihrer Ablehnung des Rapacki-Plans, die UdSSR (und mit ihr die DDR) machen ihn zu einem Teil umfangreicher Forderungen, der zu einem Scheitern jeglicher Verhandlungen führt. Am 10.November verkündet Nikita Chruschtschow auf einer Großkundgebung in Moskau in Anwesenheit des polnischen Staatschefs Wladyslaw Gomulkas die neue Linie: Westberlin soll entmilitarisierte freie Stadt werden, die BRD aus der NATO, die DDR aus dem Warschauer Pakt entlassen werden, die alliierten Besatzungsmächte binnen eines Jahres aus der BRD abziehen, als Voraussetzung eines Abzugs sowjetischer Truppen in der DDR.
1959
Mit dem Dritten Parteitag der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei beginnt die zweite Ära des Parteiführers Wladislaw Gomulka, der in zunehmender Verhärtung versucht, Polens staatliche Stabilität durch enge Verbindung mit der UdSSR zu sichern.
1960
In Polen beginnen die Feiern zum Millenium der Christianisierung Polens, die bis 1966 dauern und den Konflikt zwischen Staat und Kirche erneut verschärfen werden. Dem staatlich verordneten Patriotismus stellt die polnische Kirche einen betont katholischen Nationalismus entgegen.
1961
Bildung einer neuen polnischen Regierung unter Jozef Cyrankiewicz; stellvertretender Ministerpräsident wird Piotr Jaroszewicz.
13.8.1961
"Aufgrund des Beschlusses der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik" beginnt am 13. August der Mauerbau in Berlin, bei dem die sowjetisch besetzte Zone gegen die Westsektoren militärisch abgeriegelt wird. Damit rückt Berlin wieder in den Mittelpunkt des Ost-West-Konfliktes.
1962
Als gemeinsames Projekt des Deutschen Polen-Instituts, der Robert Bosch Stiftung und des Suhrkamp Verlags wird von Karl Dedecius die literarische Reihe "Polnische Bibliothek" gegründet und herausgegegeben. Bis 2002 hat sie eine Gesamtauflage von über einer Million erreicht.
1963
Unterzeichnung eines dreijährigen Handelsabkommens zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland, Errichtung von Handelsmissionen in Warschau und Köln.
1965
Erneuerung des sowjetisch-polnischen Freundschafts- und Beistandspakts von 1945 mit der ausdrücklichen Anerkennung der "Unantastbarkeit der Staatsgrenze" an Oder und Neiße.
Nach Abschluß des II. Vatikanischen Konzils (11. Oktober 1962 - 8. Dezember 1965) wird ein Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Kollegen veröffentlicht. Der darin enthaltene Satz "Wir vergeben und bitten um Vergebung" wird in der Folge von der katholischen Kirche in Deutschland übernommen und zum wichtigsten Leitmotiv der christlichen Versöhnung zwischen Polen und Deutschen.
1965
Die Evangelische Kirche Deutschland veröffentlicht die Denkschrift: "Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn", die ein wichtiger Anstoß zur Aufnahme deutsch-polnischer Gespräche werden.
1966
Krzysztof Penderecki komponiert zum Millenium der Christianisierung Polens seine Lukaspassion als Auftragskomposition des Westdeutschen Rundfunks in Köln. Diese Arbeit empfinden die Polen als eine Stellungnahme des Komponisten im Konflikt zwischen Staat und Kirche. Es kommt zu neuen Auseinandersetzungen zwischen Parteiführer Gomulka und der katholischen Kirche in Polen.
1.12.1966
Willy Brandt (SPD) wird am 1. Dezember Vizekanzler und Außenminister der Großen Koalition und beginnt, die von ihm vertretene "Politik der kleinen Schritte" und den "Wandel durch Annäherung" seiner "Neuen Ostpolitik" in die Tat umzusetzen.
1967
Unterzeichnung eines 20-jährigen Abkommens über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Polen und der DDR in Warschau.