Übersicht über die Ereignisse von 1945-2004
5.8.1950
Am 5. August verkünden die Verbände der Vertriebenenorganisationen und Landsmannschaften in Stuttgart die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen", in der sie das recht auf Heimat und die Rückgewinnung der verlorenen Gebiete zwischen Oder und Neiße betonen, zugleich aber einen ausdrücklichen Gewaltverzicht proklamieren: "Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluss ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschen gebracht hat."
8.1.1951
Mit dem Staatsbürgerschaftsgesetz vom 8. Januar erhalten sämtliche Einwohner Polens die polnische Staatsbürgerschaft. Die bis dahin vor allem für Volksdeutsche geltenden Sonderreglungen werden aufgehoben. Damit werden auch die Massenumsiedlungen aufgrund der Westverschiebung Polens beendet.
22.7.1952
Die am 22. Juli verabschiedete neue polnische Verfassung macht das Parlament zum Instrument der Partei. Der Sejm wird nicht nur gesetzgebende Gewalt, sondern auch Träger der obersten Staatsgewalt. Das Amt des Staatspräsidenten wird durch einen Staatsrat mit einem Vorsitzenden ersetzt. In der Verfassung werden die ehemaligen deutschen Ostgebiete als „wiedergewonnene Lande, auf ewig zurückgekehrt" bezeichnet.
26.10.1952
Die Parlamentswahlen am 26. Oktober lassen nach dem neuen Wahlgesetz nur eine Abstimmung über die Wahlliste der „Nationalen Front“ mit der PZPR und den gleichgeschalteten Blockparteien ZSL (Vereinigte Bauernpartei, die im November 1949 aus dem Zusammenschluss von PSL und SL hervorging) und SD (Demokratische Partei) zu. Im Ergebnis kann die Wahlliste der Nationalen Front 99,8 Prozent aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen. Die Führung unter Parteichef Bierut den "Umbau zur sozialistischen Wirtschaft" (Vergesellschaftung, Industrialisierung, Förderung der Investitionsgüterindustrie, Kollektivierung der Landwirtschaft) zum Ziel, die im Rahmen eines Sechsjahresplans bis 1955 abgeschlossen werden soll.
5.3.1953
Josef Stalin stirbt am 5. März..
1953
Der Primas von Polen und Erzbischof von Warschau, Stefan Kardinal Wyszynski, protestiert öffentlich gegen die zunehmende Unterdrückung der Kirche und die Verfolgung von Bischöfen und Priestern. Er wird festgenommen und für die nächsten drei Jahre in der Provinz unter Hausarrest gestellt. Während dieser Zeit erarbeitet er das Konzept für eine Erneuerung des polnischen Katholizismus.
1954
Die polnische Regierung erklärt den Verzicht auf Reparationszahlungen von Deutschland.
1955
Der polnische Staatsrat erklärt den Kriegszustand mit Deutschland für beendet. Der polnische Ministerpräsident Cyrankiewicz kündigt in einer Regierungserklärung die polnische Bereitschaft an, die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland zu normalisieren.
5.5.1955
Am 5. Mai wird die Bundesrepublik Deutschland in die NATO aufgenommen.
14.5.1955
Am 14. Mai wird der "Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand" zwischen den Volksrepubliken Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei, Ungarn, der UdSSR und der Deutschen Demokratischen Republik abgeschlossen. Der "Warschauer Pakt" ist das Gegenstück zur NATO und sichert den UdSSR das Recht, Streitkräfte in allen Mitgliedsstaaten zu stationieren.
13.9.1955
Am 13. September unterzeichnen die UdSSR und die BRD ein Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern.
14.2.1956
Auf dem XX. Parteitag der KPdSU zwischen dem 14. und 25. Februar enthüllt und verurteilt Parteichef Nikita Chruschtschow (1894–1971) die Verbrechen Stalins. Damit wird auch in Polen eine Entstaliniserung eingeleitet, die sogenannte "Tauwetterperiode".
12.3.1956
Am 12. März stirbt der polnische Staatschef Bierut überraschend während seines Moskau-Aufenthalts. Sein Nachfolger wird Edward Ochab (* 1906) läßt vorsichtigen Abbau von Zwangsmaßnahmen zu (Amnestie für politische Häftlinge, Umbildung von Regierung und Parteispitze), kann aber die Unruhe im Land nicht beseitigen.
1956
Im Juni kommt es angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Krise zu einem gewaltsam niedergeschlagenen Streik und Massendemonstrationen in Posen.
20.10.1956
Die polnische Übergangsregierung unter Ochab entschließt sich, den im August rehabilitierten "Rechtsabweichler" Gomulka ins Politbüro der PZPR zurückzurufen und am 20. Oktober erneut zum Parteichef zu wählen. Er kündigt die Abkehr von der starren Planwirtschaft und der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft an, mehr Arbeiterselbstverwaltung und ein demokratischeres Wahlsystem.
1956
Während der nächsten Monate ("Frühling im Oktober") gelingt es der Gomulka-Führung, die Lage in Polen zu stabilisieren, die UdSSR von der Bündnistreue Polens zu überzeugen und gleichzeitig im Land selbst zahlreiche Reformen zu veranlassen, die der Bevölkerung mehr Freiheiten bringen.
26.10.1956
Nach seiner Freilassung am 26. Oktober kehrt Kardinal Wyszynski nach Warschau zurück und übernimmt seine Kirchenämter wieder.
1956
Der sowjetische Marschall Rokossowski tritt als Verteidigungsminister zurück; sein Nachfolger wird Marian Spychalski. In einem Truppenstationierungsvertrag werden die in Polen stehenden Teile der Sowjetarmee polnischem Oberbefehl unterstellt.