Die "Queen of Vamp" charakterisiert sich selbst mit einem Satz aus ihrem letzten Film: "I have survived two wars, four revolutions, and five husbands."
Barbara Apolonia Chalupec, die in der Familie "Pola" gerufen wird, hat eine glückliche und wohlbehütete Kindheit. Doch der Vater, ein böhmischer Roma, um 1892 aus der Slowakei nach Russisch-Polen emigriert, ist im polnischen Untergrund gegen die russische Besatzungsmacht aktiv. Im Zuge der Unruhen wird er 1905 in Warschau verhaftet und im berüchtigten Gefängnis Pawiak inhaftiert, 1908 schuldig gesprochen und nach Sibirien deportiert. Pola ist in Warschau das zweite
Jahr auf der staatlichen Ballettschule und wünscht sich, ein Star wie Tamara Karsavina zu werden, um der Armut und der Angst zu entgehen.Ihre frühe Karriere als Tänzerin wird 1912 durch die Diagnose TBC und den folgenden Sanatoriumsaufenthalt in Zakopane beendet. Dort liest sie Gedichte der italienischen Dichterin Ada Negri, die sie so
beeindruckt, daß sie sich nach ihr nennen wird. Nach dem Abschluß der staatlichen Schauspielschule in Warschau ist sie ab 1914 am Kleinen Theater, dann am Rosmaitosci Theater engagiert. Sie kann nun sich und ihre Mutter ernähren. 1916 hat sie ihr Filmdebüt in Niewolnica zmyslow/ Slaven der Sinne. 1917 entdeckt sie der polnische Regisseur Richard Ordynski, der
in Warschau Max Reinhardts Pantomime "Sumurun" inszeniert. Es folgt ab Januar 1918 ein Engagement am Deutschen Theater in Berlin. Unter der Regie von Ernst Lubitsch spielt sie in dem dramatischen Großfilm "Die Augen der Mumie Ma", der im Oktober 1918 Premiere in Berlin hat. Sie wird sofort zum Star der neugegründeten Ufa.1919 folgt "Madame Dubarry", der sie und Ernst Lubitsch nach Amerika bringt und dort das neue deutsche Kino repräsentiert. Doch in den Jubel der deutschen Presse mischen sich nationalistische Töne mit persönlichen Verleumdungen.1922 geht sie nach Hollywood, das sie für einige Jahre zum Superstar macht. Ihre Beziehung zu Charlie Chaplin ist bis 1923 ständige Headline, abgelöst von Rudolph Valentino. Dessen Tod im Sommer 1926 ist ein Bruch in ihrer Karriere. Sie lebt in Frankreich und kehrt erst 1930 nach Hollywood zurück, um in ihrem ersten Tonfilm (A Woman Commands) zu spielen.
Ein Comeback gelingt ihr nicht. 1934 folgt sie einem Angebot der Ufa nach Berlin. Sie ist die Garantie für den Erfolg deutscher Filme, aber die Polin macht sich keine Illusionen über das Verhältnis der Nazis zu ihrer Heimat. Den Kriegsausbruch erlebt sie an der Cote d'Azur. Erst 1941 gelingt es ihr, von Lissabon aus per Schiff in die USA zu
reisen. Pola Negri, die in über 50 Filmen mitgespielt hat, zieht sich 1948 zurück. 1955 ist die gläubige Katholikin unter den Stiftern einer polnischen Kirche in Los Angeles zu Ehren der Mutter Gottes von Czestochowa/ Tschenstochau. Sie stirbt 1987 in San Antonio, Texas.