Übersicht über die Ereignisse von 1918-1945
24.10.1938
Am 24. Oktober empfängt der neue Reichsaußenminister Ribbentrop den polnischen Botschafter Lipski um mit ihm eine "Generalbereinigung" der deutschen Ansprüche zu besprechen. Er fordert die Rückgabe Danzigs, den Beitritt Polens zum Antikominternvertrag, dem auch Italien und Japan angehören, und bietet dafür die Verlängerung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts von 1934 auf 25 Jahre an. Die deutschen Forderungen werden bis Ende des Jahres noch mehrmals vorgetragen.
1.1939
In den ersten Januartagen empfängt Hitler auf seinem Berghof bei Berchtesgaden den polnischen Außenminister Josef Beck, um die deutschen Forderungen auf Herausgabe Danzigs und der Schaffung eines exterritorialen Zugangs zum Meer persönlich mitzuteilen. Im Gegenzug bietet Hitler an, danach die Grenzfrage für erledigt zu betrachten und keine weiteren territorialen Ansprüche mehr zu stellen. Reichsaußenminister Ribbentrop wiederholt das Ansinnen am 26. Januar, Beck lehnt nicht offen ab, verhält sich jedoch reserviert.
1939
Im März läßt Hitler entgegen des Münchner Abkommens die Rest-Tschechoslowakei besetzen und einen militärisch und außenpolitisch an Deutschland gebundenen slowakischen Staat ausrufen. Es folgt nach längerem diplomatischem Vorspiel und Druck die Angliederung des Memelgebietes und das ebenfalls durch Erpressung zum Abschluß gebrachte Abkommen mit Rumänien. Dieses Vorgehen veranlaßt England, die bisherige Appeasement-Politik aufzugeben. Frankreich kündigt die Absicht eines Zusammenschlusses und die Aufrüstung aller Nationen an, die sich von Deutschland bedroht fühlen.
1939
Die Sowjetunion schlägt zur Bildung einer Abwehrfront gegen Hitler eine Sechsmächtekonferenz vor, an der, außer ihr selbst, Großbritannien, Frankreich, Polen, Rumänien und die Türkei beteiligt sein sollen. Die polnische Regierung lehnt jedoch eine Kooperation mit Moskau ab.
1939
Reichsaußenminister Ribbentrop wiederholt in Berlin gegenüber dem Botschafter Lipski den deutschen Anspruch auf Polen und drängt ihn zur Aufgabe der bisherigen Verzögerungstaktik. Er fügt an, daß "der Führer bisher über die merkwürdige Haltung Polens in einer Reihe von Fragen nur verwundert sei. Es käme darauf an, daß er nicht den Eindruck erhalte, daß Polen einfach nicht wolle."
26.3.1939
Hitler erklärt der Führung der Reichswehr, er wolle die Danziger Frage nicht mit Gewalt lösen und hoffe noch immer auf ein Arrangement mit Warschau. Am 26. März lehnt Außenminister Beck die von Ribbentrop noch einmal vorgebrachte "Generalbereinigung" der deutschen Ansprüche definitiv ab.
31.3.1939
Am 31. März gibt der britische Premierminister Chamberlain eine Garantieerklärung für Polen ab und verspricht umfassende Unterstützung für den Fall, daß die nationale Unabhängigkeit Polens bedroht ist. Dem Hilfsangebot schließt sich Frankreich an.
28.4.1939
Am 28. April erklärt Hitler in einer Reichstagsrede den deutsch-polnischen Freundschaftsvertrag von 1934 für beendet. Der deutsche Botschafter wird aus Warschau abberufen, Hitler zieht sich auf den Obersalzberg zurück und läßt Polen und mit ihm die Weltöffentlichkeit über seine Absichten spekulieren. Neue Verhandlungen mit Polen sind nicht gewünscht und kommen bis Kriegsausbruch auch nicht mehr zustande.
23.5.1939
Am 23. Mai erklärt Hitler den Befehlshabern der Wehrmacht, daß es nicht eigentlich um Danzig gehe, sondern "um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten". Da die Unterstützung des deutschen Expansionsdranges auf dem bisherigen Weg nicht mehr zu erreichen sei, "bleibt der Entschluß, bei erster passender Gelegenheit Polen anzugreifen." Die Wehrmacht erhält Anweisung, den "Fall Weiß" vorzubereiten. Dabei ist der 1. September als spätestmöglicher Angriffstermin vorgesehen.
1939
Um Deutschland für den Fall eines Angriffs auf Polen mit der drohenden Gefahr eines Zweifrontenkrieges abzuschrecken, verhandeln England und Frankreich weiter mit der Sowjetunion über ein gemeinsames Abwehrbündnis, doch kommt eine Einigung bis August nicht zustande. England und Frankreich fürchten, durch eine zu enge Bindung in einen Krieg der Sowjetunion gegen Deutschland hineingezogen und insgesamt für russische Expansionsgelüste mißbraucht zu werden, während es ihnen in erster Linie darum geht, einen Krieg in Europa überhaupt zu verhindern.
1939
Nach Hitlers Einschätzung ist das militärische Hilfsangebot von England und Frankreich nicht ehrlich gemeint und denkt Rußland nicht wirklich an ein Bündnis mit den Westmächten. Er sieht Polen deshalb, wie von ihm gewünscht, in der internationalen Staatengemeinschaft isoliert.
14.8.1939
Am 14. August trifft ein, was England und Frankreich "als schlimmste Möglichkeit" befürchtet haben, die deutsch-sowjetische Annäherung. Der deutsche Botschafter Graf Schulenburg wird bei dem sowjetischen Außenminister Molotow vorstellig und übermittelt ihm das Angebot, "die deutsch-russische Freundschaft wiederherzustellen und gegebenenfalls auch territoriale Fragen Osteuropas gemeinsam zu klären." Gemeint ist damit ein Nichtangriffspakt, den Ribbentrop unter Umgehung diplomatischer Wege bei einem schnellstmöglichen Besuch in Moskau persönlich aushandeln soll, wobei die Möglichkeit einer Aufteilung Polens bereits angedeutet ist.
20.8.1939
Moskau schlägt Hitler vor, zuerst den gerade ohnehin in Verhandlung befindlichen Wirtschaftsvertrag und dann einen Nichtangriffspakt abzuschließen. Hitler drängt mit deutlichem Hinweis auf seinen militärischen Terminkalender auf Eile und besteht in einem persönlichen Telegramm am 20. August darauf, den von Stalin vorgeschlagenen Termin am 26. August vorzuverlegen.
Hitlers drängendes Begehren und seine Eile geben Stalin eine gute Verhandlungsposition. Am 23. August unterzeichnen die Außenminister Ribbentrop und Molotow stellvertretend für ihre Regierungen den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Noch am selben Tag wird ein geheimes Zusatzprotokoll vereinbart, das die Aufteilung Polens und dessen Ende als unabhängiger Staat vorsieht.
25.8.1939
Auch ohne Kenntnis des geheimen Zusatzprotokolls veranlaßt der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt England, am 25. August die Garantie für Polen in einen förmlichen Beistandspakt umzuwandeln. Am selben Tag gibt auch Frankreich bekannt, daß es militärisch eingreifen wird, sollte Polen von Deutschland angegriffen werden. Mussolini als Verbündeter Deutschalnds erklärt am selben Tag, daß die italienische Armee nicht kriegsbereit sei. Diese Nachrichten veranlassen Hitler, den schon für den nächsten Tag gegebenen Angriffsbefehl noch einmal zurückzunehmen.
29.8.1939
Am 29. August stellt Hitler der polnischen Regierung ein Ultimatum, bis zum nächsten Mittag ein letztes "Angebot" zu unterzeichnen, das unter 16 Punkten auch die Forderung nach Abtretung Danzigs und einer Volksabstimmung im nördlichen Gebiet des Korridors auflistet. Warschau ist nicht bereit, sich dem Druck zu beugen und läßt den Termin verstreichen.
30.8.1939
In der Nacht nach Ablauf des Ultimatums an Polen erklärt der deutsche Außenminister Ribbentrop, die deutsche Regierung betrachte ihr Angebot als erledigt und werde sich nun selbst ihr Recht holen. Am nächsten Tag, 31. August nachmittags, gibt Hitler den endgültigen Befehl zum Angriff auf Polen.
31.8.1939
Der Sicherheitsdienst (SD) unter Reinhard Heydrich inszeniert am 31. August abends einen Überfall auf den Sender Gleiwitz/ Glivice, der einen polnischen Übergriff auf deutsches Gebiet vortäuscht und nachträglich den propagandistischen Vorwand für die bereits laufende militärische Offensive gegen Polen liefert.