Übersicht über die Ereignisse von 1000-1763
1506
Es ist auch das "goldene Zeitalter des toleranten Polen". Durch die 1386 herbeigeführte Personalunion zwischen Polen und Litauen war ein Reich mit einer sehr komplexen religiösen, kulturellen und sozialen Struktur entstanden, in dem nun Polen, Litauer, Ruthenen (orthodoxe Ostslaven), Deutsche, Juden, Letten, Armenier, Tataren und andere Volksgruppen leben. Fast alle damals bekannten Religionsbekenntnisse sind vertreten: Katholiken, Orthodoxe, Lutheraner, Calvinisten, Antitrinitarier, Juden und Moslems. Als offizielle Verwaltungssprachen sind Latein, Polnisch und Kirchenslavisch-Ruthenisch, für lokale Belange auch Hebräisch, Deutsch und Armenisch in Gebrauch. Die "multikulturelle" Gesellschaft Polen-Litauens bemühte sich um politische Konsensbildung und Toleranz, um den Zusammenhalt des Reiches nicht zu gefährden.
1515
Mit dem "Vertrag von Wien" beendet Zygmunt (Sigismund) I. Stary die Auseinandersetzung mit den Habsburgern um die Hegemonie in Osteuropa: Er verzichtet auf Erbansprüche in Ungarn und Böhmen, Kaiser Maximilian gibt im Gegenzug die Unterstützung Moskaus und des Deutschen Ordens gegen Litauen auf und erkennt den Zweiten Thorner Frieden von 1466 an. Damit sind die Interessensphären zwischen Polen und dem Kaiser abgegrenzt.
1516
Wladyslaw II. von Böhmen und Ungarn stirbt.
1526
Masowien (Warschau) kommt an Polen. Fortsetzung der Kriege mit Moskau.
1548
Tod Zygmunt (Sigismund) I. Starys, ihm folgt sein einziger Sohn Zygmunt II. (Sigismund) August, der bereits 1529 zum König gewählt und gekrönt worden war, auf den Thron.
1548
Die polnische Reformationsbewegung, zu der sich vor allem das deutsche Bürgertum, die Universität Königsberg und der Adel bekennen, geht ihrer Blütezeit entgegen. Sie gliedert sich mit den Böhmischen Brüdern, Lutheranern und Calvinisten in drei etwa gleich starke Richtungen. Dagegen führt Stanislaw Hosius (1551 Bischof von Ermland, 1561 Kardinal) mit den Jesuiten die Gegenreformation an, die sich dank der Hilfe der Könige und der begrenzten Einigungsfähigkeit der reformatorischen Bekenntnisse durchsetzt. Doch bleiben diese Auseinandersetzungen friedlich und spielen sich in einem geistigen Klima der gegenseitigen Toleranz ab, das in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Entsprechung innerhalb Europas nur in Siebenbürgen findet.
1558
Beginn des Livländischen Krieges. Russische Truppen unter Zar Iwan Schujski (der "Schreckliche") greifen Livland an.
1561
Gotthard Kettler, der letzte livländische Landmeister des Deutschen Ordens, nimmt das Herzogtum Kurland vom polnischen König zu Lehen. Das "Privilegium Sigismundi Augusti" garantiert Glaubensfreiheit, deutsche Sprache, deutsche Verwaltung, deutsches Recht und wird von allen folgenden polnischen, schwedischen und russischen Oberherren, bis zu Zar Alexander II. (1855). bestätigt.
1562
Livland nördlich der Düna wird polnische Provinz, Estland unterstellt sich Schweden.
1569
Durch die "Lubliner Union" wird die Personalunion zwischen Polen und Litauen per Staatsvertrag in eine Realunion mit einem gemeinsamen Reichstag umgewandelt. Litauen tritt die Wojwodschaften Wolhynien, Podlachien und Kiew an Polen ab, mit dem es staatsrechtlich vereinigt wird. Selbständig behält es Verwaltung, Finanzen, Heer und Recht.
1572
Mit dem plötzlichen und unerwarteten Tod Zygmunt II. (Sigismund) Augusts stirbt die Dynastie der Jagellionen aus.
1573
Mit der ersten freien Königswahl beginnt die Periode des Wahlkönigtums in Polen. Der Sejm wählt den Valois Heinrich von Anjou (auch Henri de Valois oder Heinrich von Valois) zum polnischen König. Die Habsburger wollten lieber den Sohn Kaiser Maximilians II. auf dem vakanten Thron sehen, doch konnte sich ihr Kandidat nicht durchsetzen.
1574
Nach dem Tod seines Bruders Karl (Charles) IX. besteigt Heinrich von Anjou als Heinrich III. den französischen Thron ohne in Polen offiziell abgedankt zu haben. Seine Wahlkapitulation in Polen, die sogenannte "Articuli Henriciani", die dem Adel freie Königswahl, Religionsfreiheit und Widerstandsrecht bestätigt, bleibt trotzdem gültig. Sie führt im weiteren Verlauf dazu, daß die Staatsmacht Polens im Gegensatz zu den Nachbarstaaten wesentlich geschwächt wird, zumal der Adel sich in wachsendem Maße zu Konföderationen zusammenschließt, um seine Ziele außerhalb des Reichstages, auch mit Gewalt, durchzusetzen.
1575
Da der polnische Thron nach einer gewissen Karenzzeit als vakant gelten darf, wird erneut gewählt. Stephan Bathory, seit 1571 Fürst von Siebenbürgen, setzt sich nach einer Doppelwahl gegen den habsburgischen Kandidaten Kaiser Maximilian II. rasch durch.
1582
Der Friede von Jam Zapolski beendet den Livländischen Krieg. Russland verzichtet auf Livland und Polozk.
1586
Tod Stephan Bathorys.
1587
Der schwedische Thronfolger Sigismund, der seine Ansprüche auf den polnischen Thron aus dem Umstand ableitete, daß seine Mutter dem litauischen-polnischen Adelshaus der Jagellionen entstammte, wird als Sigismund III. (Zygmunt III. Wasa) zum polnischen König gewählt. Die Entscheidung für einen schwedischen Kandidaten verwickelte Polen statt der erhofften Personalunion in lange kriegerische Auseinandersetzungen mit Schweden Dennoch wird bis 1668 die katholische Linie des Hauses Wasa die Könige Polens stellen.
1592
Nach dem Tod König Johanns von Schweden wird Sigismund III. König von Schweden, ohne seine polnische Krone aufzugeben.