Vierzehn Punkte

Im Januar präsentierte der amerikanische Präsident Woodrow Wilson der Welt seine Vierzehn Punkte, die die Skizze einer Nachkriegsordnung für das vom Ersten Weltkrieg heimgesuchte Europa darstellten. U. a. enthielten sie auch unter Punkt 13 die Wiedererstehung eines polnischen Staates.

Entwurf einer europäischen Friedensordnung

Am 8. Januar 1918 unterbreitete der amerikanische Präsident Woodrow Wilson den in den Ersten Weltkrieg verwickelten Staaten seine Vierzehn Punkte, welche die Grundlage für die Regelungen bei einem Friedensschluß bilden sollten. Sie zielten besonders auf das Deutsche Reich, dem so ohne Gesichtsverlust ein Weg aus dem Krieg aufgezeigt werden sollte. Zugleich sollten die Vierzehn Punkte die Beziehungen der Staaten zueinander von Grund auf verändern. Sie umfaßten
- die Bannung der Geheimdiplomatie. Die angestrebten Friedensverträge sollten öffentlich ausgehandelt werden
-die freie Schiffahrt außerhalb der territorialen Gewässer in Krieg und Frieden
- der Abbau der wirtschaftlichen Hindernisse und die Angleichung der Handelsbeziehungen unter den dem Frieden zustimmenden Staaten
- die Einschränkung der Rüstungen auf ein Minimum
- der Ausgleich der kolonialen Interessen
- die Evakuierung Rußlands und die „ungehinderte Möglichkeit für die unabhängige Bestimmung ihrer politischen Entwicklung“
- die Evakuierung und Wiederherstellung Belgiens
- die Evakuierung der besetzten Gebiete Frankreichs und die Rückgabe Elsaß-Lothringens
- die Angleichung der italienischen Grenzen an klar erkennbare Nationalitätengrenzen
- „die freieste Gelegenheit für eine autonome Entwicklung“ für die Völker Österreich-Ungarns
- die Evakuierung von Rumänien, Serbien und Montenegro; für Serbien einen Zugang zum Meer
- Souveränität für die türkischen Teile des Osmanischen Reiche; Sicherheitsgarantien und Autonomie für die jetzt unter türkischer Herrschaft lebenden Völker; freier Verkehr durch die Meerengen
- „Es soll ein unabhängiger polnischer Staat errichtet werden, der die von unbestreitbar polnischen Bevölkerungen Gebiete umfassen soll, dem ein freier und sicherer Zugang zum Meer gewährleistet werden soll und dessen politische und ökonomische Unabhängigkeit und territoriale Integrität durch einen internationalen Vertrag garantiert werden soll.“
- die Formung einer Vereinigung der Nationen, die allen Staaten ihre Integrität garantieren soll
Die Reichsleitung setzte nach der Proklamierung der Vierzehn Punkte auf die militärische Karte – und verlor. Erst Anfang Oktober 1918 bat sie um einen Waffenstillstand auf Grundlage der Vierzehn Punkte, als den guten Willen der Siegermächte, für die das Einlenken Deutschlands zu spät, weil erst nach der Niederlage kam, längst verspielt hatte. Tatsächlich wurden die Vierzehn Punkte nicht die allein gültige Basis der in den Pariser Vorortverträgen, unter ihnen der Deutschland betreffende Versailler Vertrag, festgelegten Nachkriegsordnung. Die Siegermächte, die einseitig die Schuld des Deutschen Reiches am Krieg festgestellt hatten, forderten umfangreiche Reparationen. U. a. blieb auch die Forderung nach allgemeiner Abrüstung unerfüllt, denn sie wurde allein den Verlierern aufgezwungen. Der Polen betreffende Punkt 13 wurde eingelöst, auch weil er außer dem ‚Selbstbestimmungsrecht der Völker‘ auch den Sicherheitsinteressen der Westmächte entsprach.