Curzon-Linie

Die Curzon-Linie wurde im Dezember 1919 während des polnisch-sowjetischen Krieges von den Alliierten als provisorische minimale Ostgrenze Polens gezogen. 1939 wurde sie zur Demarkationslinie, 1945 zur Ostgrenze Polens.

Die ursprünglich provisorische polnische Ostgrenze

Die Curzon-Linie wurde nach dem Ersten Weltkrieg vom Alliierten Hohen Rat gezogen und sollte zunächst vorübergehend die minimale polnische Ostgrenze festlegen. Sie verlief nach einem Beschluß vom 8. Dezember 1919 vom äußersten Zipfel Ostpreußens nach Grodno und von dort südlich bis zum Bug, dann über Brest-Litowsk den Bug entlang bis Sokoly, wo bisher das Habsburger- und das Zarenreich sich berührt hatten. Diese Linie entsprach weitgehend der Grenze, die zwischen 1815 und 1914 Kongreßpolen und Rußland getrennt hatte. Der weiter südliche Grenzverlauf durch Galizien wurde zunächst nicht festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt stand eine im Krieg mit der Sowjetunion befindliche polnische Armee in der Ukraine. Als sie im Sommer 1920 von dort vertrieben wurde, bat die polnische Regierung die Alliierten um Vermittlung, die daraufhin den Grenzverlauf bis zu den Karpathen festlegten und dabei Przemysl Polen, Ostgalizien hingegen der Ukraine bzw. der Sowjetunion zuschlugen. Nach der Übermittlung des Vorschlags durch den britischen Außenminister Lord Curzon an die sowjetische Regierung bürgerte sich der Name Curzon-Linie ein. Sie wurde nach der überraschenden Wende im sowjetisch-polnischen Krieg hinfällig, da die Siege der polnischen Armee unter Jozef Pilsudski eine Grenzregelung ermöglichten, die im Frieden von Riga vom März 1921 große Gebiete östlich der Curzon-Linie Polen zuschlug. Die Curzon-Linie spielte jedoch im August 1939 wieder eine Rolle, als die Sowjetunion und Nazideutschland den Hitler-Stalin-Pakt aushandelten und Polen entlang der Curzon-Linie untereinander teilten. Dieselbe Grenze strebte Stalin auch nach den Erfolgen über die Deutschen im Zweiten Weltkrieg an. Sie wurde von den Westmächten erst in Teheran, dann auf der Konferenz von Jalta anerkannt. 1951 wurde noch einige kleinere Korrekturen durchgeführt.