Im Jahr 1800 trat der Schriftsteller in Posen seine erste Stelle als Justizbeamter an und vertrat anschließend sechs Jahre lang die preußische Staatsgewalt im preußischen Teil Polens.
Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, der sich später aus Verehrung für Mozart Amadeus nannte, wurde 1776 in Königsberg geboren. Seine Familie bestimmte ihn für den Staatsdienst. Nach dem Studium der Rechte in seiner Heimatstadt vervollständigte er seine Ausbildung inGlogau und Berlin. Anschließend wurde er im März 1800 zum Assessor am Landes-Justiz-Collegium in Posen ernannt. Dieses war die oberste Justizbehörde in der Provinz Südpreußen, die erst wenige
Jahre zuvor, nach der zweiten und dritten Teilung Polens 1793 und 1795, neu geschaffen worden war. Sie war als eine der ersten in Preußen von der Verwaltung unabhängig und sollte den Menschen Schutz vor bürokratischer Willkür gewähren.Hoffmann, der uns heute vor allem als Schriftsteller bekannt ist, sich als Maler betätigte und dem als Komponisten und Kapellmeister die Musik von allen Künsten
am meisten am Herzen lag,
betrachtete seinen Beruf als notwendiges Übel. Er hoffte, „unter dem Schirme des Brotbaums, den er vom Dienst erwartete, unabhängig seiner Neigung für die Künste zu leben“, wie sein Freund Theodor Gottlieb von Hippel rückblickend schrieb. Die Preußen in Posen waren größtenteils Beamten und Militärs. Sie lebten isoliert und freizügig. Der lebhafte, musikalische Hoffmann fand
schnell Anschluß und begründete in diesem Kreisseine Trinkleidenschaft, die gegen Ende seines Lebens ebenso seine Gesundheit angreifen wie ihn alsSchriftsteller inspirieren sollte. Hoffmann verursachte im Februar 1802 einen Eklat, als auf einem Faschingsball von ihm gezeichnete Karikaturen Posener Persönlichkeiten unter die Leute gebracht wurden. Die Zeichnungen verspotteten besonders den Dünkel des aristokratischen Militärs gegenüber den zumeist bürgerlichen Beamten. Die Konsequenz für Hoffmann war eine Strafversetzung in die tiefste Provinz nach Plock. Die Aussicht auf dieses „Exil“ bestärkte ihn in seinem Entschluß, Marianna Thekla Michaelina Rorer zu heiraten. Seine Braut war die Tochter eines polnischen Magistratssekretärs und sprach nur gebrochen deutsch. Daß Hoffmann die Ehe mit ihr aus Liebe einging, läßt sich schon daran ersehen, daß eine polnische Ehefrau die Karriere eines preußischen Beamten keineswegs beförderte. In der Kleinstadt Plock litt er sehr unter dem Mangel an Gesellschaft und kulturellem Leben. Immerhin wird in dieser Zeit zum ersten Mal etwas gedrucktes von ihm veröffentlicht, wenn auch „nur“ ein Aufsatz in einer
Literaturzeitschrift. Im Frühjahr 1804 erhält er eine Stelle in Warschau, wo Hoffmann nun um so mehr das freie und bunte Leben in der mit 70000 Einwohnern damals zweitgrößten Stadt Preußens genießt, die vielen Besuchern aus dem Westen als „orientalisch“ erscheint. Die Beamten in Warschau standen in dem Ruf, wenig arbeitsam und nicht immer unbestechlich zu sein, doch fürchtete sich Hoffmann nicht vor drohenden Revisionen, da er trotz seiner pragmatischen Einstellung zum Beamtentum stets gewissenhaft und geschickt arbeitete. Daneben fand er genug Zeit, seine künstlerischen Neigungen, besonders die Musik, zu pflegen. Doch sein Aufenthalt in der polnischen Metropole dauerte nicht einmal drei Jahre: nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon und der Besetzung der Stadt am 28. November 1806 werden unter dem Jubel der polnischen Bevölkerung alle preußischen Beamten entlassen. Hoffmann blieb noch einige Monate in der Stadt, die er mit komponieren verbrachte, bis das Geld aus der von den Beamten notgedrungen geplünderten und aufgeteilten Gerichtskasse aufgebraucht war. Es folgte das schwerste Jahr
seines Lebens, das er in elenden Verhältnissen in Berlin verbrachte, bis er als Musikdirektor in Bamberg angestellt wurde. 1814 kehrte er in den Justizdienst zurück und wurde Kammergerichtsrat in Berlin. In den Folgejahren feierte er Erfolge als Schriftsteller. 1821 brachte Hoffmanns satirisches Talent ihn abermals schwer unter Druck, der gemeinsam mit dem geliebten Punsch zur Zerrüttung seiner Gesundheit beitrug. Er stirbt 1822.