Der Sozialtheoretiker Engels stellte seine anfangs noch solidarische Haltung gegenüber Polen immer mehr hinter die Vorstellung einer kulturellen Überlegenheit der Deutschen zurück.
Friedrich Engels teilte die Auffassung von Karl Marx, daß deutsche Einheit und polnische Selbständigkeit zusammenhingen, und daß der Weg zur Freiheit Polens über eine Auseinandersetzung mit Rußland führe. Doch bereits im Mai 1851, also nur zwei Jahre nach dem endgültigen Scheitern der Revolution in Deutschland, zählte Engels in einem Brief an Marx Polen mit Frankreich und Italien zu den Todfeinden Deutschlands, die an der Zerstückelung Deutschlands interessiert seien. Polen würde sich nur dann nicht gegen Deutschland wenden, wenn zuvor eine
Bauernrevolution ausbräche. Darüber hinaus spricht er den Polen den Status einer historischen Nation ab – da Polen nie „irgend etwas von historischer Bedeutung" getan habe, habe es auch keine Existenzberechtigung. Diese vom Gefühl der kulturellen Überlegenheit der Deutschen getragene Auffassung verstärkte sich noch mit der Zeit.
Allerdings hielt Engels den Polen zugute, daß sie nicht dem in seinen Augen extrem kulturfeindlichen Panslawismus verfallen seien.
Insgesamt entfernte sich Engels früher und eindeutiger noch als Marx von der ursprünglichen emanzipatorischen Solidarität mit den Polen und hing schließlich der Überzeugung von der Überlegenheit des „Germanentums“ über das „Slawentum“ an.