Zitat

Deutsche & Polen

Das Zusammenleben von Deutschen und Polen, von Juden und Katholiken vor 1939

Beata Szczygiel
Biografie

Das Zusammenleben fand ich sehr gut. Alle haben einander geachtet fand ich. Wir wohnten in einem Haus, das meinem Vater gehörte, also da lebte eine jüdische Familie – wir – und das andere waren polnische Familien und wir waren sehr viele Kinder, 16 Kinder auf dem Hof, die immer miteinander gespielt haben und da war keine Diskriminierung gegeneinander, überhaupt keine. Wir haben, alle haben Deutsch noch gesprochen, die Kinder sprachen natürlich nicht ganz so gut Deutsche, aber ein bischen sprachen sie auch und ich lernte dabei polnisch sprechen, und ... denn in meiner Familie wurde nur Deutsch gesprochen. Also wir feierten zusammen, die verschiedensten Feste. Da wurden wir immer eingeladen zu einem grossen Osteressen und da wurde dann, kam der Pfarrer und das wurde geweiht während sie gratulierten oder wenn ein jüdischen Fest war und das war ein wirklich sehr gute Atmosphäre, wirklich sehr gute Atmosphäre. Keinerlei Diskriminierung, nach keiner Seite hin, das kann ich wohl sagen. Nicht, wenn man natürlich ausserhalb des Hauses war, wenn ich von dieser deutschen Schule kam, in die ich ging, eine deutsche Privatschule, das Däger’sche Privat-Lyzeum, da war es schon so, wenn man manchmal aus der Schule kam, da waren polnische Kinder und die riefen schon „Niemcy, Niemcy“ und warfen mit Steinen und so, ja, so war’s und wenn ich dann bei meinem Grossvater war, der Jude ist, war, war, da hiess es dann „Zydy, Zydy“. Also es war verschieden, wenn man sich aber kannte, merkte man keine Diskriminierung. Und man konnte z. B. in der Straßenbahn egal wer man war Umsteigen haben, man konnte also auch, wenn man es auf Deutsch sagte, also Umsteigen sagen. Bis 1938, da hörte das auf,

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Beata Szczygiel, Deutsche aus Bydgoszcz/Bromberg"
ORB, 2002

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