Es sind auch entstanden auch solche Werke wie der „Preußische Eid“. Es ist eben ein Beispiel für Publizistik, die mit Mitteln der Malerei betrieben wird und die in historisches Kostüm gekleidet ist. Wir haben es hier selbstverständlich mit dem preußischen Fürsten zu tun, mit dem ersten Herrscher im säkularisierten weltlichen preußischen Staat, der sich vor dem polnischen König verbeugt. Es ist ein Moment, in dem, wie Matejko es zu vermitteln versucht, Polen immer noch Kontrolle über Preußen hatte, in dem Preußen formell immernoch das polnische Lehn war und als der polnische Herrscher darüber entschied, wie sich die Zukunft Preußens weiterentwickeln wird. Die Schlüsselrolle auf diesem Bild spielt im Grunde genommen der Stanczyk, der königliche Narr, durch dessen Gestalt Matejko die Ideologie dieses Gemäldes, dieses Werkes zu vermitteln versucht. Diese Szene soll in ihrer Aussage optimistisch, fröhlich sein, weil sie den Triumph eines polnischen Königs über dem preußischen Fürsten darstellen soll. Aber die Gestalt von Stanczyk, der nachdenklich, konzentriert und beunruhigt ist, zeigt uns, daß dieser historische Moment nicht richtig ausgenutzt wurde, daß man sich immer Gedanken darüber machen müßte, wie diese historischen Momente, diese Chancen ausgenutzt sein sollten. Unsere Vorfahren haben sie nämlich immer vergeudet und wir dürfen ihre Fehler nicht noch mal wiederholen. Kurz gesagt ist es eine publizistische These: die Polen sollen über Geschichte nachdenken, um die laufende Politik effektiv zu betreiben, was übrigens der Konvention oder der Denkweise der damaligen „Krakauer historischen Schule“, einer Gruppe der krakauer Historiker der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts völlig entsprach, die nicht ohne Grund im Volksmund den Namen „Die Stanczyks“ trug.