Ich habe damals die Polen noch gehasst. Nicht die, die auf unserem Hof waren, aber die Polen insgesamt. Ich hatte auch noch ein bisschen Angst, als wir rüberfuhren. Aber je näher wir unserer Heimat kamen, desto mehr ging diese Angst unter. Wir, mein Mann und ich, wurden sehr freundlich, gleich 1961 empfangen. Da lebte der alte Herr noch, der Pole, der uns den Hof abgenommen hatte. Er kam uns auf der Dorfstraße entgegen. Wir kamen aus der einen Richtung, er aus der anderen. Auf einmal ging ein Strahlen über sein Gesicht. Er merkte sofort, wer ich war. Ich war kein Kind mehr, 1961 war ich eine verheiratete Frau mit kleinen Kindern. Er hat die Hand gegeben, hat sich gefreut. Er hat mit der Hand drei Stufen angedeutet: so, so oder so? Er wusste, dass wir drei Mädchen waren, wollte wissen, welche ich bin. Ich habe ihm gezeigt, dass ich die Älteste bin. Er muss am Aussehen gemerkt haben, dass ich zu ihm will, dass ich dazu gehöre. Es ging auch so weiter. Sie haben uns sofort reingebeten, die Polen, haben uns groß bewirtet. Sie waren enttäuscht, dass wir in Breslau ein Zimmer hatten, dass wir da nicht bleiben wollten. Sie wollten uns über Nacht behalten. Sie haben alles geholt, was Küche und Keller zu bieten hatten. Sie haben uns freundlich empfangen. Das nahm so ein bissel die Angst - und den Hass schon gleich ganz.