Zitat
Es hieß: Die Russen kommen! Da sind wir alle auf die Straße gucken gegangen. Und da kamen die an. Ich hatte geglaubt, sie sehen nicht aus wie Menschen. Ich habe Zeitung gelesen, die Nazipresse gekannt. Da wurden sie als Unmenschen dargestellt. Ich habe gestaunt: Das waren richtige Menschen. Die sahen aus wie wir, die hatten halt Uniformen an. Ich stand mit offenem Mund da , habe gestaunt, dass da richtige Menschen ankommen. Da ist ein Offizier mit dem Pferd auf dem Bürgersteig gekommen. Der konnte nicht durch, weil ich da stand, die Menschen haben geschrien. So habe ich auf die sowjetische Armee geguckt. Weil ich es nicht fassen konnte, dass da normale Menschen ankamen. Das waren die ersten, die durchzogen. Die zogen weg, die haben uns nichts getan. Als die Nachzügler kamen, ging das los: Dass sie alles weggenommen haben, was sie kriegen konnten, Uhren und alle Wertsachen. Dann ging das nachts mit den Vergewaltigungen los. Wir haben in der Schule geschlafen. Ich hörte, wie da gepoltert wurde, wie die Frauen schrien. Das habe ich als Kind mitbekommen. Das war nicht mehr so schön. Das legte sich, je näher wir zum Kriegsende kamen. Wir haben uns gefreut, als endlich die Nachricht kam: Der Krieg ist zu Ende! Das war am 8. Mai. Das war wie eine Erlösung für uns.
