Die Solidarnosc-Bewegung

Ich glaube, man kann Solidarnosc als Bewegung nicht definieren. Man verwickelt sich gleich in Widersprüche, weil diese Bewegung widersprüchlich war. Zehn Millionen Menschen, alle hatten verschiedene Ansichten, ideologische Einstellungen. Wenn man versucht, das in irgendeine Schublade zu stecken, macht man von vornherein einen Fehler. Diese Bewegung war vielfältig. Das war eine Bewegung der Nein-Sager. Damals hat kaum jemand daran gedacht, mal konkret zu sagen was wir wollen. Die Kirche, der Katholizismus, der Glaube hat nicht die Rolle gespielt, die man in Deutschland wahrgenommen hat. Das war die Stütze. Die katholisch Kirche war eine politische Kraft in Polen. Das ist sie immer noch. Deshalb hat man die Nähe gesucht. Auf diese Art und Weise konte man sich als Gegensatz definieren. Das war das einfachste. Das war ein Mini-Level, auf dem man sich treffen konnte. Aber man kann nicht sagen, dass Solidarnosc eine konservative oder rechts orientierte, national orientierte Bewegung war. Das wäre total falsch. Es gab starke sozialdemokratische, auch trotzkistische Flügel, die für eine Veränderung der Gesellschaft und des Systems eintraten. Den Sozialismus hatten sehr viele nicht in Frage gestellt, auch Walesa nicht.