Es beunruhigte nicht nur mich, sondern auch andere Politiker, sowohl diese, die ihrer Zeit an der Macht waren als auch diejenigen, die zu diesem Zeitpunkt, 1989, die Macht übernommen haben. Hier waren wir uns völlig einig, ähnlich wie das ganze polnische Volk.Der Kanzler war zu Besuch in Polen im November 89. Ich habe ihn empfangen. Wir haben ein langes Gespräch geführt, in dem ich dieses Thema ziemlich scharf angeschnitten habe. Der Kanzler wich aus und wollte die Tatsachen bagatellisieren. Am selben oder am nächsten Tag reiste er nach Deutschland ab, weil die Berliner Mauer gefallen ist. Dann kam er zurück und setzte den Besuch fort. Es war für uns ein sehr beunruhigendes Signal, weil wir uns (sehr wohl) vorstellen konnten, dass wiedervereinigtes Deutschland, und dieser Prozess lief doch schon darauf hinaus, auf dieselben territorialen Ansprüche zurückgreifen könnte, die in verschiedener Form, mit verschiedener Intensität, in verschiedenen Kreisen vertreten waren. Ich erinnere mich, das ich im Mai 1990, als Präsident Polens, eine lange Reise entlang der Oder unternommen habe und mit den Einwohnern dieser Gebiete sprach. Warum im Mai? Weil es der Jahrestag der Beendigung des Krieges war, ich war ein Soldat dieses Krieges und da an der Oder liegt mein bester Freund begraben. Ich erinnere mich, mit welcher Beunruhigung die Bevölkerung davon sprach, dass die Wiedervereinigung Deutschlands für uns etwas sehr gefährliches ist. Und ich muss gestehen, ich habe diese Befürchtung auch geteilt.