Mit Polen hatte ich seit Jahren Beziehungen der Art, wie mit vielen anderen Ländern auch. Wir hatten in der Akademie für Deutsches Recht schon 1937 eine deutsch-polnische Rechtsarbeitsgemeinschaft gegründet. Der polnische Justizminister Dr. Grabowsky war in Berlin mein Gast gewesen. Ich hatte ihn in Warschau besucht, zuletzt im Dezember 1938. Diese Zusammenarbeit von juristischen Fachleuten der beiden Länder hatte sich sehr angenehm und befriedigend entwickelt. Ich hatte den Reichsgerichtspräsidenten Dr. Bumke gebeten, die Leitung der deutschen Sektion dieser Arbeitsgemeinschaft zu übernehmen, und er hatte mich bei der Dezemberreise 1938 nach Warschau begleitet. Von den allgemeinen politischen Fragen, die zwischen Deutschland und Polen schwebten, haben wir oft offen mit unseren polnischen Freunden gesprochen und, wie immer in der Welt, wenn nicht Haß, sondern ruhige Vernunft die Unterhaltung bestimmt, beiderseits voneinander gelernt. Auch ich hatte mir das Bild, das die Polen sich von ihrer Lage und ihren Lebensnotwendigkeiten machten, verständlich gemacht und die Schwierigkeiten der Lösung deutlich vorgestellt. Im Dezember 1938 hatte ich einige sehr eingehende Besprechungen mit dem polnischen Außenminister Beck in Warschau gehabt, der offenbar annahm, wie eben alle Welt von meinem Reichsministertitel dazu veranlaßt, daß ich von Hitlers Plänen und Absichten Kenntnis hätte.