um einen hat die SED ja nicht davor zurückgescheut alte antipolnische Ressentiments in der DDR zu schüren. Ich erinnere nur an die üblen Polenwitze, die landauf, landab verbreitet wurden. Zweitens reichten die Vorbehalte der SED gegenüber den polnischen Kommunisten weit zurück in die 50er Jahre. Honecker gehörte bereits zur Führung der SED, als die polnischen Kommunisten 1956, nach dem 20. Parteitag der KPdSU, zwei, drei Schritte machten, die für die SED-Führung unannehmbar waren. Der erste Schritt war die Rehabilitierung der in Moskau liquidierten polnischen Kommunisten der 30er Jahre. Der zweite Schritt war die Auswechslung der Führung der polnischen Kommunisten 1956 ohne Rücksprache mit Moskau. Dies führte damals zu einer drohenden Militärintervention durch die Sowjetunion. Das gesamte sowjetische Politbüro reiste nach Warschau. Chruschtschow konnte sich damals mit Gomulka einigen, dass Gomulka die Lage stabilisiert. Und die Sowjetunion akzeptierte, dass die polnischen Kommunisten ihre Führung selbst wählen. Das war ein unerhörter Vorgang, der nur zu vergleichen ist mit dem Bruch Titos mit Stalin 1948. Im Gefolge des polnischen Oktobers kam es zu heftigen Debatten unter den Intellektuellen Polens in Bezug auf die Überwindung des Stalinismus im Marxismus-Leninismus. Damals tauchten Namen auf, die für die nächsten Jahrzehnte Rang und Namen in der europäischen Kultur haben sollten. Ich erinnere an Leszek Kolakowski. Dieser polnische Revisionismus wurde von der SED entschiedenst bekämpft. Das hatte in der DDR zur Folge, dass der Philosoph Ernst Bloch mundtot gemacht wurde, dass Harig verhaftet wurde, Harig und Janka nach Schauprozessen ins Gefängnis gesteckt wurden und die Universitäten von “Revisionisten“ gesäubert wurden. All diese polnischen Geschichten waren Honecker präsent, als er als Generalsekretär 1980/81 erneut mit der polnischen Frage konfrontiert wurde.