Die erste polnische Republik, die Adelsrepublik hatte ein anderes Nationskonzept, als die westlichen Länder es hatten. Und zwar sie gründete nicht auf die ethnische Homogenität, auf Monotität, sondern auf einem Vertrag mit dem König. Es war eine Adelsrepublik und das heißt nur die Adligen waren Staatsbürger. Das waren etwa 10 Prozent der Bevölkerung, es gab viel Landadel, arme Leute, die nur diesen Titel hatten, nicht viel mehr. Andere Schichten, wie Bürger oder Bauern waren davon ausgeschlossen. Aber dieser Adel war ja doch nicht polnisch, d.h. jeder konnte Adliger werden und dieser Adel war nicht ethnisch definiert und das heißt wir hatten Deutsche in Polen, die polnische Staatsbürger waren, oder deutsche Bürger, die in den Städten lebten und das war für die damaligen Begriffe ebenso polnisch wie die Adligen... z.B. Also diese Grenze zwischen dem eigenem und dem fremden, die war bei uns anders. Das ändert sich natürlich vehement erst im 19. Jh. Die Adelsrepublik hat ausgedient. Der polnische Staat brach zusammen. Im 19. Jh. gibt es eine riesige Diskussion in Deutschland, in Preußen, die auch in dem drei geteilten Polen über die Ursachen dafür... das ist das eine, auf der anderen Seite ist dieses vormoderne Konzept für eine große Identität, nationale Identität nun konfrontiert in Preußen und im zaristischen Rußland mit monoethnischen Ansprüchen. Da entwickelt sich eine andere Art Nationalismus auch bei uns. Im österreichischen Teil dagegen begegnet diese ältere vormoderne Auffassung von der nationalen Identität einem Vielvölkerstaat. Und die Identität der Polen, die in Galizien leben ist dann auch eine andere.