Also, die Exilregierung war vor allem eigentlich vorrangig daran interessiert Lemberg und Wilna zu halten. Man war sicher realistisch genug, davon auszugehen, dass es einige Korrekturen geben müsste, aber grundsätzlich ging man davon aus, dass die Ostgrenzen Polens von 1939, auch die Ostgrenzen des wiedererstellten Polens nach dem Ende des Krieges sein sollten. Warum denn nicht? Wenn dieser Hitler-Stalin-Pakt oder Ribbentrop-Molotov-Pakt ein Verbrechen gewesen ist, dann muss dieses Verbrechen auch rückgängig gemacht werden. Und das heißt auch, dass die Sowjetunion das zurückgeben muss, was sie 1939 mit der Hilfe Hitlers bekommen hat. Also von daher gab es eigentlich gar keinen Anlass für die polnische Exilregierung darauf zu verzichten. Unabhängig davon jetzt wie die bevölkerungsethnische Zusammensetzung auf dem Lande gewesen ist in der Westukraine oder im sogenannten Westweißrussland. Aber das ist ja dann kein Grund eine völkerrechtliche Grenze, bis 1939 gültige Grenze, durch Gewalt zu verändern. Und die Londoner Regierung war an den Westgebieten nicht so lebhaft interessiert und hat eigentlich auch gesehen die Schwierigkeiten, die man möglicherweise mit den Westgebieten bekommen könnte. Obwohl es hier unterschiedliche Strömungen gab, auch im polnischem Exil und auch in der polnischen Politik und bei den polnischen Historikern, Strömungen, die diese Oder-, eine Art Oder-Neiße-Grenze oder polnische Grenze weit im Westen schon immer geträumt hatten, aber bei der polnischen Exilregierung war der Traum eigentlich mehr oder weniger Polen in den Grenzen von 1922 bis 1939.