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Deutsche & Polen

Die polnische Frage und der geographische Platz Polens

Dieter Bingen
Biografie

Die polnische Frage gibt es in der europäischen Geschichte spätestens seit dem 18. Jahrhundert in dieser verschärften Form, in dem Zusammenhang mit der Diskussion über den geographischen Platz des polnischen Staates. Die polnische Staatlichkeit ist abgesprochen worden Ende des 18. Jahrhunderts von seinen östlichen, süd-östlichen und westlichen Nachbarn. Nach dem Ersten Weltkrieg ist Polen wiedererstanden in neuen Grenzen und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, oder im Zusammenhang mit der Beendigung des Zweiten Weltkrieges stellte sich die Frage neu: Wo ist der geographische Platz Polens? Also, im gewissen Sinne gab es dann nicht nur eine deutsche Frage im Zusammenhang mit Nationalsozialismus und zweiten Weltkrieg, sondern auch eine polnische Frage. Und hier eben die im Zusammenhang dann auch mit den Mächtekonferenzen, das sowjetische Interesse daran die Territorien zu behalten, die es durch den Hitler-Stalin-Pakt 1939 bekommen hatte - mehr oder weniger - so dass also der polnische Staat entweder bedeutend verkleinert wäre, nach dem Ende der Kampfhandlungen oder eben eine Kompensation im Westen erfolgen müsste. Und dies hieß eben dann auf Kosten Deutschlands. So hat sich Stalin dann auch in den Diskussionen mit den Westalliierten dann auch stark gemacht. Die Westalliierten haben sich darauf eingelassen, so dass dann Polen sozusagen um ca. 200 km nach Westen verrückt ist, ohne dass die Polen entscheidend dazu befragt worden wären. Sie hatten eine Meinung dazu. Es gab auch schon vor dem 2. Weltkrieg Überlegungen bei polnischen Politikwissenschaftlern und Historikern, ob die damalige Zwischenkriegsgrenze zwischen Deutschland und Polen gerecht wäre, oder man nicht sogar noch weitergehende Ansprüche im Westen hätte. Das war aber schließlich irrelevant für die Entscheidungen der Alliierten. Entscheidend waren hier die Haltung der Sowjetunion, die dann prädestiniert hat, die neue Rolle, die neue Position Polens, dann mit den Grenzen an der Oder und an der Lausitzer Neiße.

Quelle:
Stubenrauch, Jens
"Interview mit Dieter Bingen"
ORB

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