Ringelblum hatte kein leichtes Leben. Eine Universitätskarriere war für ihn unter den Bedingungen des elitären wissenschaftlichen Lebens und angesichts der für Vertreter der nationalen Minderheiten bestehenden Hindernisse ein unerreichbarer Traum. Viele Jahre lang arbeitete er als Gymnasiallehrer und verdiente für den Familienunterhalt durch Texte für jüdische Zeitungen und Zeitschriften hinzu. [....] Verloren und erschöpft von der Überlast an Arbeit suchte er vor allem Ruhe und eine Möglichkeit, sich auf die wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren, die Stille eines reich mit Büchern angefüllten Arbeitszimmer, aber beides war ihm versagt. Viele Jahre lang wohnte die Familie zur Untermiete. [...] Die größte Leidenschaft seines Lebens, die wissenschaftliche Arbeit, verwirklichte Ringelblum neben der Brotarbeit und dem gesellschaftlichen und politischen Engagement.