Aus dem Geist der Versöhnung mit allen Nachbarvölkern wurde die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN gegründet.
Sie steht in Solidarität zu allen Opfern von Vertreibung und Genozid.
Der Stiftung sind vier gleichrangige Aufgaben gestellt, deren Kern immer die Menschenrechte sind:
Erstens:
In einem Gesamtüberblick soll in Berlin das Schicksal der mehr als 15 Millionen deutschen Deportations- und Vertreibungsopfer aus ganz Mittel-, Ost- und Südosteuropa mit ihrer Kultur und ihrer Siedlungsgeschichte genauso erfahrbar werden, wie das Schicksal der 4 Mio. deutschen Spätaussiedler, die seit den 50er, vor allem seit Ende der 80er Jahre in die Bundesrepublik Deutschland oder die frühere DDR kamen. Diese Vertriebenen und Deportierten hatten ihre Heimat in ganz Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Dort siedelten sie seit Jahrhunderten. Viele Tausende davon durchlitten Jahre von Zwangsarbeit und Lagerhaft. Fast 2,5 Millionen Kinder, Frauen und Männer haben die Torturen von Vertreibung, Folter, Zwangsarbeit oder monatelanger Vergewaltigung nicht überlebt. Mit diesem Schicksal dürfen die Menschen nicht allein gelassen werden. Es ist gesamtdeutsche Aufgabe. In moderner musealer Form sollen die vielschichtigen Vorgänge nachgezeichnet werden. In einer Requiem-Rotunde soll zudem Raum für Trauer, Anteilnahme und Verzeihen gegeben werden.
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Drittens:
gehören unverzichtbar zum ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN auch Vertreibung und Genozid an anderen Völkern, insbesondere in Europa. Allein in Europa waren bzw. sind mehr als 30 Volksgruppen von solchen Menschenrechtsverletzungen betroffen. Von den Albanern, Armeniern, Azeris über die Esten, Georgier, Inguschen, Krim-Tataren, Polen, Tschetschenen, Urkrainern bis zu den Weißrussen und griechischen Zyprioten und die singuläre Verfolgung und Massenvernichtung der Juden Europas durch den Nationalsozialismus.
Über den Genozid 1914/15 am armenischen Volk durch das Osmanische Reich hat die Völkergemeinschaft indolent hinweggesehen. Ethnische "Flurbereinigung" durch Zwangsumsiedlungen wurden 1922 vom Völkerbund nicht nur geduldet, sondern selbst beschlossen, und Hitler kalkulierte mit dem Desinteresse der Völkergemeinschaft bei seinen horriblen Vernichtungsplänen. "Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier" äußerte er 1939 und setzte Schritt um Schritt sein grausames Werk an unseren jüdischen Mitbürgern und an den europäischen Juden fort.
Er öffnete die Büchse der Pandora vollständig. Und so gab es auch nach ihm kein Halten. Neben der Vertreibung der Deutschen liefen die Vertreibung der Ostpolen durch Stalin und auch die der Ungarn durch Bene im Nachkriegszeitraum ab.
Auf dem Balkan und in Tschetschenien sehen wir bis heute Bilder der Gewalt, getrieben von Rache und Vergeltung in einem Teufelskreis. Von anderen Kontinenten gar nicht zu sprechen. Gründe der Rechtfertigung dafür werden immer wieder gesucht. Es gibt sie nicht! Vertreibung und Genozid lassen sich niemals rechtfertigen. Sie sind immer ein Verbrechen, sie widersprechen den Menschenrechten und sie verharren im archaischen Denken von Blutrache. Das will die Stiftung nicht hinnehmen, sondern immer wieder mahnen und die Menschen bewegen, mitzufühlen und Anteil zu nehmen.
Alle Opfer von Genozid und Vertreibung brauchen einen Platz in unseren Herzen und im historischen Gedächtnis. Einen solchen Platz will die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN geben. Wir wollen deutlich machen, dass Menschenrechte unteilbar sind. Unverzichtbar gehört der Dialog mit unseren Nachbarvölkern dazu.