Solidarnosc ist nicht denkbar ohne Karel Woitila als Papst. Er wurde im Oktober 1978 Papst. Und zwei, drei Jahre später gab es dann die Bewegung. Dazwischen liegt der erste Besuch den Papstes im Juni 1979 in Polen. Am 2. Juni hat er in Warschau am Grab des Unbekannten Soldaten auf dem Siegesplatz seine erste Messe gehalten. Die Predigt, die er gehalten hat, wurde der Schlüssel für die Solidarnosc. Es war Pfingsttag, der Tag des Heiligen Geistes. Da steht der Papst mitten in Warschau, in einem kommunistischen Land, und sagt: “Der Geist Gottes komme herab auf diese Erde und erneuere das Antlitz dieser Erde.“ Dabei stieß er mit seinem Stab auf den Boden - dieser, dieser Erde. Jeder verstand ihn. Das waren die Anfänge der Solidarnosc. Es gab hier und da Zirkel, Kreise, Opposition. Aber das war alles nicht nennenswert. Erst nach dem Papstbesuch ist alles entstanden. Dass man in Polen sagte: Die Polen gehen wieder aufrecht. Das war das Schlüsselerlebnis. Dann kam Solidarnosc. Dann ging alles noch mal unter durch das Kriegsrecht, bis dann endlich die Freiheit kam. Für die deutsch-polnischen Beziehungen war das ein bedeutungsvoller Akt. Wir wussten genau: Die Solidarnosc-Leute wollen sich mit uns verständigen. Das war klar.